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Esebeck in unserer Familiengeschichte

Auf den westlichen Höhen des Leinetals oberhalb von Elliehausen liegt das kleine Dorf Esebeck mit seinen knapp 700 Einwohnern. Gegründet ist es wohl als einer der "Beek"-Orte im 9. und 10. Jahrhundert. Eine erste urkundliche Erwähnung ist in der Lehensbeschreibung des Bischofs Meinwerk von Paderborn: 1036 hat die Paderborner Kirche außer anderen Gütern "Asbiki, que est iuxta Hursti" (Esebeck, das ist nahe Harste)  als Geschenk erhalten.

Landwirtschaft prägte für Jahrhunderte den Ort. Esebeck gehörte lange zum Amt Harste, später dann zum Landkreis Göttingen, bevor es 1973 in die Stadt Göttingen eingemeindet wurde. Gemeinschaftssinn und aktive Vereine formen den heutigen Ort. Esebeck hat einen rührigen Heimatverein, dessen Wirken an vielen Stellen des Ortes sichtbar ist und ihn verschönt. So wurden alte Fachwerkgebäude vor dem Verfall bewahrt und wieder errichtet.

Eine frühe Kirche St. Pankratius wurde 1356/1357 erbaut und das Kirchenschiff nach dem Zerfall 1755 neu errichtet. Die romanische Apsis and der Südseite wurde 1890 hinzugefügt. Das nebenstehende Bild der Kirche stammt aus der Zeit vor 1903. Die heutige Kirche hat ihr Äußeres kaum verändert. Die seitlich eingeblendete Wetterfahne trägt die Jahreszahl 1903. Auf dem Original des großen Fotos ist sie nicht abgebildet.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Esebeck ist eine Filialkirche von Elliehausen. Die Kirchen-gemeinde wird seit der Reformation durch den Pastor in Elliehausen betreut.

Die Nord-Süd-Ausrichtung des Kirchenschiffs mit dem an der Westseite angesetzten Turm ist eigenartig. Die Gemeinde blickt zum Altarraum nach Süden. Durch die Fenster der südlichen Apsis umstrahlt  das Licht den Altar und den seitlich davorstehenden Taufstein.

Für ein dreiviertel Jahrhundert haben meine Vorfahren Hillebrecht in Esebeck gelebt. Begonnen hat es dort mit Johann Heinrich Hillebrecht, der als 51-jähriger Witwer am 29. September 1822 in zweiter Ehe die 35-jährige Sophie Christine Schlieper aus Esebeck in der dortigen Kirche heiratete.  Ihre beiden Söhne Heinrich Christian Wilhelm Hillebrecht und  Friedrich Wilhelm Hillebrecht wurden dort  geboren.  Mein Vorfahr Friedrich Wilhelm Hillebrecht wurde in der Esebecker Kirche am Neujahrstag 1826 getauft.

Neben der Familie Hillebrecht gehören die Esebecker Familien Rakebrandt, Schlieper, Schrader und Rust zu meinen Vorfahren.

Johann Heinrich Hillebrecht übte dort das Handwerk eines Leinewebers aus.

Zum Handwerk der Leineweberei gehörte der Flachsanbau und die zur Weiterverarbeitung unerlässlichen Flachsrotten mit dem notwendigen Wasser. Der Flachs wurde 5 bis 8 Tage lang in Wasser gelegt, um das Herauslösen der Fasern zu erleichtern. Ein Straßenname in Esebeck deutet heute noch darauf hin: Flachsrotten.

Das Leineweberhandwerk war eine Nebenerwerbsquelle für Kleinbauern und Landarbeiter.
Besonders im Winter wurde Leinen hergestellt, das meistens über Leggen (amtliche Ankaufs- und Begutachtungsstellen für den Leinenhandel) verkauft wurde. Im 19. Jahrhundert begann der Abstieg der handwerklichen Leinenherstellung. Mit der erzwungenen Kontinentalsperre während der Besatzung unter Napoleon gingen wichtige Märkte in England und seinen Kolonien verloren. Danach machte die beginnende Mechanisierung mit dampfgetriebenen Webstühlen den Wiederaufbau schwer.

Auch meine Vorfahren waren davon betroffen. Als Johann Heinrich Hillebrecht 1834 starb, hinterließ er keinen Wohlstand. Seine Nachkommen arbeiteten zwar noch als Leineweber, wanderten dann aber am Ende des 19. Jahrhunderts endgültig Richtung Göttingen-Grone ab, um in der dortigen Tuchfabrik ihr Auskommen zu suchen. Das Bild ist ein Ausschnitt aus obigem Kirchenbild und zeigt Esebecker Jungen aus der Zeit vor der Jahrhundertwende. Vielleicht ist auch ein Hillebrecht darunter?

 Dankeschön und Quellen